Über das Denken und Fühlen und Sein mit beiden.
"Ich denke also bin ich" schrieb der Philosoph René Descarte um 1640 herum als ersten fundamentalen Grundsatz mit der Begründung: „Da es ja immer noch ich bin, der zweifelt, kann ich an diesem Ich, selbst wenn es träumt oder phantasiert, selber nicht mehr zweifeln.“
Ende der 90er Jahre brach der portugiesische Neurologe Antonio Damasio mit seinem Buch "Ich fühle, also bin ich" Descarte's Grundsatz und widerlegte die bis dahin geltende Annahme, dass Körper und Geist trennbar seien. Damasio hält einen "unauflösbaren Zusammenhang zwischen Körper und Geist" fest.
Wie jetzt?
"Ich denke, also bin ich" oder "Ich fühle, also bin ich"?
Oder doch beides?
Beginnen wir mit der Theorie im Hirn.
Denken: Der österreichische Neurologie Marcus Täuber beschreibt in seinem neu erschienenem Buch "Gedanken als Medizin", dass das Bewusstsein mit Verstand, Wille und Aufmerksamkeit im präfrontalen Cortex (an der Spitze der Stirn) ihren Sitz hat. Dahinter werden Erinnerungen abgelegt und gespeichert. Am Ende (Richtung Nacken) wird im Hirnstamm unter anderem Atmung, Schlucken und der Körperhaushalt "automatisch" reguliert. Man sieht, nicht alles passiert im Hirn bewusst.
Und wo findet nun das Fühlen statt? Im Bauch? Auf der Haut? Durch das limbischen System unter der Großhirnrinde passiert das Wunder: Die Verarbeitung der Emotionen, aber auch das Lernen wird hier generiert. Je nach Art des Gefühls werden andere Areale der Hirnrinde aktiviert. Zum Beispiel schreit die Amygdala bei Furcht und Angst. Grundsätzlich keine schlechte Eigenschaft, wenn uns Signale im Hirn vor etwas warnen. Platon meinte zwar vor langer Zeit, dass Emotionen eine Art Krankheit sind und nur mit dem Verstand ließe sich der "Dämon der Gefühle" zähmen. Wenn ich fühle, bin ich also krank und soll mich zähmen?
Nun fragen wir uns einfach mal, ob denn Fühlen auch gut sein kann. Ob das Fühlen zum Beispiel als Form der Intelligenz wertgeschätzt werden kann? Verkörperte Information. Einstein hat es sinnlich beschrieben
"Der intuitive Geist ist ein heiliges Geschenk und der rationale Geist ein treuer Diener"
Also vielleicht ist beides zusammen eine gute Kombination. Er kritisierte aber: "Wir haben eine Gesellschaft erschaffen, die den Diener ehrt und das Geschenk vergessen hat." Lange her als Einstein lebte, aber noch immer aktuell diese Aussage. Dass ein Beobachten und Hinsehen auf die Gedanken von Vorteil ist, zeigt der Psychologe David Schnarch sehr lebendig in seinem Buch "Brain Talk". Er erklärt auf weise Art mit Begriffen wie "Mindmapping", dass eine geistige Landkarte hilfreich sein kann um Vorgänge im Gehirn bei sich als auch bei anderen besser verstehen zu können. Sandra, psychologische Beraterin und Coach in Wien von der Wertschätzungszone, sagt dazu:
„Es ist unmöglich sich zu verändern, bevor man den anderen so gesehen hat, wie er wirklich ist."
Also bringt ein Denken auch Vorteile wie man liest. Zurück zum Fühlen, so können wir uns von Zeit zu Zeit, von Moment zu Moment, neben dem "was denke ich gerade?", auch immer wieder fragen:
"Was fühle ich gerade?"
Ohne Bewertung und Vorurteil, ganz ehrlich zu sich selbst und in Vertrauen, dass alles sein darf.
Gerade in Zeiten von großen Veränderungen ist der Verstand oft darauf konzentriert sich anzupassen und zu überleben. Eine Höchstleistung im Hirn. Dazwischen bedarf es auch immer wieder mal einer Pause um im Jetzt zu sein und sich Zeit zum Fühlen zu nehmen. Dazu bietet unser Körper viele Möglichkeiten, durch die wir wahrnehmen können. Sehen, schmecken, riechen, hören... Letztendlich ist der Körper wie ein Instrument, mit dem wir auf der Welt 'spielen' dürfen. Und in ihm schlägt ein Herz - unser zweites Hirn, wie man oft sagt.
Lao-tse, der bekannte chinesische Philosoph, beschrieb den Weg aus dem Herz zärtlich:
"Aus Güte im Herzen entsteht Schönheit im Wesen. Aus Schönheit im Wesen entsteht Harmonie im Heim. Aus Harmonie im Heim entsteht Ordnung im Land. Aus Ordnung im Land entsteht Frieden auf Erden."
Inspiriert daraus ein möglicher Weg aus dem Kopf:
"Aus Klarheit im Kopf entsteht Veränderung im Wesen. Aus Veränderung im Wesen entsteht Vertrauen im Heim. Aus Vertrauen im Heim entsteht Liebe im Land. Aus Liebe im Land entsteht Frieden auf Erde."
Denn vielleicht braucht es beides: Güte im Herz und Klarheit im Kopf.
Sinnliche Grüße,
Isabell
Lesetipp: - „Ich fühle, also bin ich“ aus Zeit Online vom 23. November 2009
https://www.zeit.de/zeit-wissen/2006/02/Gefuehle_Titel - „Gedanken als Medizin“ von Marcus Täuber - „Ich fühle, also bin ich“ von Antonio R. Damasio - „Brain Talk: Wie wir das Gehirn nutzen um uns selbst und andere besser zu verstehen“ von David Schnarch Herzenstipp:
- Wertschätzungszone: https://wertschaetzungszone.at/
Hörtipp:
- "Ich send euch Liebe" von André Maris feat. Janin Devi https://www.youtube.com/watch?v=WHM6Tl6BXm4
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