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Isabell

Sich sammeln und hineinleben

Dass, der Mensch Stunden braucht wo er sich sammelt und in sich hineinlebt.


Die Zeit läuft. Termine werden erledigt. Die Zeit läuft weiter. Treffen mit Freunden oder Familie werden gemacht. Die Zeit läuft irgendwann an einem vorüber. Was passiert da?

In Gesprächen ertappt man sich, dass die Gedanken am Achterbahnfahren sind. Der Körper zwar da, der Geist aber ganz woanders. Müdigkeit macht sich bemerkbar, wenn die Achterbahnfahrt vorbei ist… aber der nächste Tag hält ein neues Ticket bereit. Ob man es einlöst oder nicht, das kann man mit bewussten Hinsehen aber entscheiden. Denn: Ein Nein zu anderen ist ein Ja zu sich. Aber fällt es doch oft schwer, sonst wären wir nicht Mensch... Albert Schweitzer, ein deutsch-französischer Arzt und Philosoph, schrieb ganz schön:

„Der Mensch braucht Stunden, wo er sich sammelt und in sich hineinlebt.“

Nichtstun, da tut man doch nichts?! Müßiggang oder süßes Nichtstun fördern nicht nur die Regeneration und stärken das Gedächtnis, sondern sind auch Voraussetzung für Kreativität und sportliche Höchstleistung. Vor allem aber sind sie unabdingbar für das Finden der eigenen Mitte. (aus „Muße“ von Ulrich Schnabel) Doch warum fällt uns diese wertvolle und lebensnotwendige Ressource so schwer zu hüten? Weil es nicht gern gesehen wird, das Nichtstun, und in einer Welt mit rasender technischen Beschleunigung, aus der sozialer und kultureller Wandel einhergeht, nicht einfach ist: sich zu entschleunigen. Am Ufer sitzen und den Strom des Flusses zu sehen, wie er fließt.

Fred Luks, bekannter Ökonom und Nachhaltigkeitsexperte, fügt dem hinzu:

„Entspannen Sie sich. Das ist wahrscheinlich das Beste, was Sie zur Rettung der Welt beitragen können.“

Hm… Ich rette die Welt beim Entspannen? Andererseits, was tue ich (mir) Gutes, wenn ich nicht selbst in meiner Mitte und daraus in Kraft bin?

Stichwort: Selbstfürsorge. Dazu ein Gedankenexperiment: Wen legst du die Sauerstoffmaske im Falle eines Druckverlustes im Flugzeug als erstes an? Dir selbst und dann kannst du erst den anderen helfen. Auch, wenn wir nicht im Flugzeug sitzen, dürfen wir uns diesen Gedanken doch mal durch den Kopf gehen lassen.

Wie oft geht man Terminen nach, macht Verabredungen ab, der Körper fühlt sich müde und erschöpft an, atmet flach oder hechelt nach kleinsten Anstrengungen. Der Druckverlust im Flugzeug ist nicht weit hergeholt.

Dazu ein kurze indische Geschichte, die mich sehr berührte. Zum ersten Mal las ich sie auf der Rinnerhütte (ein Ort zum Entspannen) im Toten Gebirge in der Speisekarte.

Ein europäischer Biologe hatte für eine Himalaja- Expedition eine Gruppe indischer Träger angeheuert. Der Forscher war in großer Eile, denn er wollte schnell an sein Ziel kommen. Nachdem die Gruppe den ersten großen Pass überschritten hatte, erlaubte er ihnen eine kurze Rast. Nach einigen Minuten rief er aber wieder zum Aufbruch. Die indischen Träger blieben aber einfach auf dem Boden sitzen, als hätten sie ihn gar nicht gehört. Sie schwiegen und ihr Blick war zu Boden gerichtet. Als der Forscher die Inder schärfer aufforderte, weiterzugehen, schauten ihn einige von ihnen verwundert an. Schließlich sagte einer:

"Wir können nicht weitergehen. Wir müssen warten, bis unsere Seelen nachgekommen sind."

Nachkommen lassen, Dinge verdauen, Ruhe und sich die Zeit nehmen, die man braucht. Im Jetzt. Nicht erst morgen.

Gerade der Sommer lädt mich immer wieder dazu ein, inne zuhalten und mich zu fragen: Will ich jetzt wirklich etwas tun, nur weil da und dort diese Veranstaltung oder jenes Event ist? Und ich übe mich in Verabredungen mit mir:


„Unsere Verabredung mit dem Leben findet im gegenwärtigen Augenblick statt. Und der Treffpunkt ist genau da, wo wir uns gerade befinden.“ Buddha

In diesem Sinne wünsche ich einen erholsamen Sommermonat, der Zeit für Muße beinhaltet und vielleicht auch zum Sitzen in der Sonne mit einer tibetanische Weisheit: "Man muss auf der Stelle sitzen bleiben, um zu sehen, wie der Schatte um einen herumwandert." Sinnliche Grüße,

Isabell

 

Lesetipps

- "Das Licht des Himmels in dir" von Ronald Schweppe und Aljoscha Long

- "Muße" von Ulrich Schnabel Naturtipp: - Rinnerhütte: https://www.wander-bar.at/die-basis/ Berghütte im wunderschönen Salzkammergut, westlichen Teil des Toten Gebirge

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