Über (Selbst)Liebe, Wertschätzung und Veränderung.
"Es ist an der Zeit, mir so viel Freiraum zu nehmen, wie ich brauche." schreibt Natascha Lusenti in ihrem bezaubernden Buch "Die Welt in meinen Farben". Wann nehmen wir uns denn diesen Freiraum im Leben wirklich? Den Raum, der einem gut tut. So wie wenn ich mich morgens recke und strecke im Bett - da schränken ich mich doch auch nicht ein mit "Nur noch einen Zentimeter den linken Fuß bewegen und rechte Hand auf maximal 65 Grad abwinkeln"- oder etwa doch? Oft braucht es davor eine Phase von Enge und Druck, sei es von außen oder ebenso möglich im Inneren. Und ist dieser Zustand irgendwann nicht mehr aushaltbar, braucht es Veränderung, Weite und Wandlung. Wie das Ende der Raupe und damit der Anfang für den Schmetterling. Aber wo beginnen? In der eigenen Wohnung, indem man ein neues größeres Bett aufbaut? Eine Möglichkeit für äußerliche Veränderung. Eine weitere, vielleicht kompliziertere: Im Inneren, indem man mehr Achtsamkeit sich selbst gegenüber kultiviert und sich seine Freiräume schenkt. Wie wäre es mit Selbstliebe? Wie, ich soll mich selbst lieben? Das ist doch egoistisch... Michael Lehofer, Facharzt für Psychiatrie und Neurologie, versucht in seinem Buch "Mit mir sein" zu erklären, dass Selbstliebe nährt und als Basis für vieles dient.
"Selbstliebe ist ohne Zweifel eine der großen Herausforderungen des eigenen Lebens."
Und diese Herausforderung braucht Mut. "... denn sie bedeutet nicht zuletzt alte Muster zu überwinden, Überlebensmuster, die uns schützen sollen. Dieser Akt macht natürlich Angst, bedarf also großen Mutes." (Selbst)Wertschätzung ist ein Begriff der hier in enger Verbindung steht und auch von Lehofer erwähnt wird. "Eigenlob stinkt", diese Redensart ist bekannt, sollte meinem Gefühl nach aber wohl eher zu einer Unredensart benannt werden. Kleine Kinder loben wir doch auch, also warum nicht auch mal sich selbst in die Arme nehmen und bestärken in dem, was man gemacht hat. Und das kann bei kleinen Dingen geübt werden. Ein unangenehmer Anruf, dem man sich stellt; eine Absage eines Termins, der einfach gar nicht passt an diesem Tag oder auch ein "Nein" zu einer Einladung eines lieben Menschen, wenn man eigentlich lieber schlafen will und seine Ruhe braucht. Ein "Ja" zu sich und seinen Bedürfnissen.
"Wir alle wissen aus eigener Erfahrung, wie gut es sich anfühlt, wenn uns Anerkennung und Achtung entgegengebracht werden, wenn wir positive Zuwendung, Lob und Dankbarkeit erfahren." schreibt der gebürtige Vorarlberger Reinhard Haller, Psychiater, Psychotherapeut und Neurologe, in seinem neuen Buch "Das Wunder der Wertschätzung". Echte Wertschätzung kann wahre Wunder wirken. Wertschätzung von lieben Menschen im Umfeld können helfen, aufbauen und bestärken. Wilhelm von Humboldt meinte dazu: "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben". Aber echte Wertschätzung von Innen durch sich selbst, hat eine ganz andere Energie. Eine die tiefer geht und sich selbst wachsen lässt.
Sadi Nidiaye, die sich intensiv mit Herzensarbeit beschäftigt, meint dazu
"Rückzug kann uns in Kontakt mit jener Energie bringen, die ihren Ursprung in uns selbst hat."
Und diese Rückzugsorte heißt es oft erkunden, mit Vertrauen und Zuversicht. Denn "Wer nach dem Sinn seines Lebens sucht, ist bereits auf dem richtigen Weg" nach Ernst Ferstl. Diese Wege dürfen auch Umwege wohin sein. Oft braucht es Reisen in weit entfernte Länder, andere Kulturen und Sprachen um sich selbst wieder nah zu werden. Oder auch "nur" ein paar Schritte im Park, im Wald oder am Berg an der frischen Luft um wieder sich selbst gewahr zu werden. Es gibt unzählige ruhige Orte, die darauf warten entdeckt zu werden. Daraus dann die eigene Kraft wieder spüren, sich aufladen und auftanken.
"Wir sind um so stärker, je mehr wir das Leben anerkennen, je mehr wir im Innersten mit dem einig sind, was uns von außen geschieht." Hermann Hesse
Veränderung, Wandlung lebt uns die Natur vor. Im Winter ruhen die Wälder, die Gräser, die Blumen ...aber man kann trotzdem für sich vorsorgen. Ein bezauberndes Bilderbuch vom italienischen Autor Leo Lionni zeigt dies voller Wärme und Poesie. Dieses Buch kam letztens per Post an mich von einem bezaubernden Wesen, das weiß wie man die Eigensinne von Menschen schätzt.
In dem 1967 erschienen Bilderbuch "Frederick" sammelt die kleine Maus "Sonnenstrahlen, Farben und Wörter" für den langen, kalten und grauen Winter. Denn das braucht es oft in solchen Zeiten. Wärme im Herzen. Fürsorge auf die Art, die man leben will und kann. Dass es natürlich andere Vorräte braucht für den Winter ist klar, aber Lionni macht Mut neue Perspektiven zu entdecken.
Lewis Carroll, der bekannte Autor von "Alice im Wunderland" lässt hier ebenso inspirieren mit Worten, die einem beim Winterspaziergang beflügeln lassen. "Ich wüsste gern, ob der Schnee die Bäume und die Felder liebt, wo er sie so zärtlich küsst."
Und daraus ende ich diesen Blog mit einem eigenen in den Schneefeldern Südtirols erwanderten Zitat, das zur inneren Veränderung ermutigen soll, wenn der Winter gefühlt zu lange dauert und es eng wird im Herzen:
"Die Angst hört das Gras wachsen, die (Selbst)Liebe lässt den Schnee schmelzen." Isabell Kellerer-Pirklbauer
Winterliche Grüße mit Sonnenschein aus Südtirol,
Isabell
Buchtipps:
- "Die Welt in meinen Farben" von Natascha Lusenti
- "Mit mir sein" von Michael Lehofer
- "Das Wunder der Wertschätzung" von Reinhard Haller
- "Frederick" von Leo Lionni
Rückzugstipps: - Blaa Alm in Altaussee http://www.willkommeninaltaussee.at
- Molzbachhof in Kirchberg am Wechsel https://www.molzbachhof.at
- Lavarella Hütte in den Dolomiten von Fanes https://lavarella.it
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